FREI ERFUNDEN

2009 Session Work Records


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WEISSE WAENDE – FREI ERFUNDEN

Die Betonung liegt natürlich auf „frei“ – weil erfunden ist sowieso alles. Zumindest dann, wenn es anhörbar, sehenswert oder sonstwie ein künstlerischer und intellektueller Genuß ist. Die Realität ist, wie wir wissen, schwer überschätzt.

Wir haben ein Recht auf die Erfindung. Uns braucht man nichts mehr über Produktionsbedingungen, die Leiden des jungen Songwerthers oder die endlose Krise der Plattenindustrie zu erzählen. Das sind alles Relikte aus dem vorigen Millennium: jahrelanges Proben in stickigen Kellerräumen, tagelange Isolation in überteuerten Studios, auf jeden Fall zu langes Herumlümmeln auf der Bühne, wo man die eingelernten Songs brav repetiert, bis zum überdrüssigen Erbrechen, ohne viel Abwechslung. Langweilig ist das, für den Musiker genauso wie für den Zuhörer.
WEISSE WAENDE sparen sich diesen Jammer. Sie improvisieren, live und vor den Aufnahmegeräten, erfinden ihre Songs jedesmal neu, sowohl musikalisch als auch textlich.

Die neue CD von WEISSE WAENDE heißt „Frei erfunden“, aber Sie können sie auch „Überall Frösche“ nennen, so wie ich das tue. Sie fängt allerorten an und hört nirgendwo auf – und der Computer behauptet sowieso, daß mein Lieblingslied eigentlich „Überfall Frösche“ heißt, was schon wieder viel über die Musik sagt, die man da zu hören bekommt.
Ich will Ihnen hier nichts über den Instrumentalisten Karl Ritter und den Sprechsänger Christian Reiner erzählen; das können Sie selbst herausfinden, wozu haben Sie denn einen Computer?! Das wahre Problem und mehrdimensionale Ereignis ist der Schlagzeuger, ein gewisser Pirker – wie man hört, der „Dr. Mabuse“ dieser Formation (in dieser Gestalt wird er übrigens auch auf dem Tonträger verewigt). Aber Pirker könnte jeder sein, zum Beispiel der Mann, der lieber „Astronaut“ wäre, oder der Förster, der das „Kleine Mädchen“ ansingt, daß es mit ihm frühstücken gehen soll, oder gar das Schaf, das da mit einer Schwester unterwegs ist, eventuell sogar „Bernd“. Pirker ist der Mann mit den 1000 Gesichtern, der auch den Rest der WEISSEN WAENDE immer überrascht: Wird er heute da sein? In welcher Gestalt? Was wird er spielen? Und warum?
Er ist ein Geheimnis. Und da bleibt dieser Gruppe dann auch gar nichts anderes übrig, als zu improvisieren. Die Songs passieren fast wie von selbst, die plötzlich vom Himmel fallenden Ohrwürmer, die Hits aus dem Paralleluniversum, die richtigen Schlager … und auf einmal tut Pirker wieder, was er tun muß, und alle sagen: „Na, jetzt ist aber wieder Schluß mit Songs!“ Und sie haben recht, logisch, weil das freie Erfinden ihnen viel mehr Möglichkeiten offenläßt (und zwar nicht nur die, das Mysterium Pirker ordentlich zu würdigen).
Die Aufnahmen von WEISSE WAENDE sollte man mit der nächsten Weltraumkapsel, die unser Sonnensystem, unsere Galaxie, unseren Kosmos verlassen will, ins All schicken, als goldenen Tonträger mit einem Bild von Donald Duck drauf, oder auch mit altmodischen Schattenspielen und einem gewachsten Schnurrbart. Dann können die Aliens endlich den absurden Waldheim-Soundtrack vergessen, den wir ihnen beim letzten Mal übermittelt haben; dann wird Frieden sein zwischen den Sternen; dann schicken sie uns vielleicht als Belohnung ihren eigenen Pirker … wer WEISS?
E WAENDE.
„Frei erfunden“. Gern auch als Klingelton erhältlich.

Gott mit Ihnen!
Pater Michael Hass

[WEISSE WAENDE @ MILES SMILES – KONZERTMITSCHNITT]

Der Weisse Waende Auftritt am 20. November 2007 im Wiener Jazzlokal “Miles Smiles” wurde von “Aufnahmeleiter Seebacher” mitgeschnitten. Derzeit noch unbearbeitet und mit einigen Übersteuerungen, wollen wir es dennoch nicht versäumen, die Stücke des Abends hier zu veröffentlichen. Viel Spaß beim Hören:


2. Andreas (04:30)
3. Ich gehe (Funky-Nachbarn-Fassung) (05:36)
5. Verfolgt und doch ganz locker (04:09)
6. Der Tag des Bademeisters (06:42)